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Stethoskop
Darmspülung bei Stoma
Eine Darmspülung (Irrigation) kann eine stuhlfreie Zeit von ein bis zwei Tagen bewirken.
Stoma Ratgeber

Darmspülung bei Stoma

Der Begriff Irrigation bezeichnet die Spülung des Dickdarms. Menschen mit einem Kolostoma können diese durchführen, wenn der überwiegende Teil des Dickdarms bei den vorangegangenen Operationen erhalten geblieben ist. Bei diesem Verfahren wird Wasser in den Darm eingebracht. Dies führt zu einer vollständigen Entleerung des Darms. Auf diese Weise können Kolostomieträger Einfluss auf ihre Ausscheidungen nehmen und eine gewisse Kontrolle zurückerhalten.

Die Darmspülung wird meist einmal am Tag oder einmal alle zwei Tage, möglichst immer zu gleichen Zeit durchgeführt – am besten morgens. Durch die Irrigation wird eine Zeit ohne Darmausscheidungen von ein bis zwei Tagen erreicht. Auch die Entweichung von Darmgasen unterbleibt für zwölf bis 24 Stunden. Durchgeführt werden sollte die Darmspülung nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Die Durchführung einer Irrigation sollte zunächst mit einem Stomatherapeuten trainiert werden, bevor man diese selbstständig vornimmt.

Wann sollte eine Darmspülung nicht durchgeführt werden?

Folgende Gründe sprechen gegen die Durchführung von Irrigationen (Kontraindikationen):

  • Durchfallerkrankungen
  • Komplikationen mit dem Stoma
  • es wird gerade eine Bestrahlung oder Chemotherapie durchgeführt
  • Darmentzündungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • fehlende Selbstständigkeit bei der Durchführung der Irrigation

Welche Gegenstände werden benötigt?

Um eine Darmspülung durchzuführen, sollten einige Gegenstände bereitlegt werden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • ein Irrigationsset
  • ein höhenverstellbarer Infusionsständer oder eine andere Aufhängmöglichkeit für den Wasserbeutel
  • gegebenenfalls Vaseline oder ein anderes geeignetes Gleitmittel
  • eventuell Einmalhandschuhe oder Fingerling

Welche Gegenstände umfasst das Irrigationsset?

Zu einem Irrigationsset gehören:

  • ein Wasserbehältnis
  • Verbindungsschlauch
  • Regler für die Geschwindigkeit des Fließens (Rollklemme)
  • Verschlussklammern
  • Reinigungsbürste
  • Irrigationsbeutel (für den einmaligen Gebrauch)
  • weicher Gummikonus (wird in das Stoma eingeführt)
  • Tasche zur Aufbewahrung

Durchführung der Darmspülung bei Menschen mit Stoma

Die Irrigation sollte in Ruhe mit ausreichend Zeit durchgeführt werden. Eine Darmspülung ist sitzend oder stehend möglich. Folgenden Ablauf sollte man einhalten:

1. Alte Versorgung abnehmen
2. Den Verbindungsschlauch bzw. Ableitungsbeutel anbringen
3. Wasser in den Wasserbehälter füllen (Temperatur 37,5° Celsius und 15–18 ml pro kg Körpergewicht)
4. Wasserbehältnis in Höhe der Schulter aufhängen
5. Schlauchsystem entlüften
6. Vor der ersten Darmspülung den Verlauf des Darms mit dem kleinen Finger abtasten (eine Stomaschwester kann hier einweisen)
7. Den Konus in Richtung zum Darmverlauf einführen und mit einer Hand festhalten
8. Mit der anderen Hand die Rollklemme öffnen
9. Man sollte mit 200 ml vorspülen, damit sich der Stuhl direkt hinter dem Stoma auflöst und abgespült wird
10. Die erste Leerung abwarten
11. Mit dem restlichen Wasser spülen
12. Den Irrigationsbeutel mit Wasser reinigen, das obere und untere Ende verschließen und auf die übrige Leerung des Darms warten
13. Den Beutel abnehmen und die übliche Reinigung des Stomas vornehmen

In der ersten Zeit des Spülens sollte die normale Versorgung nach der Irrigation wieder angebracht werden. Erst wenn sich nach dem Spülen eine vollkommen stuhlfreie Zeit zwischen den Irrigationen einstellt, kann, falls dies gewünscht ist, eine Stomakappe verwendet werden. Nach der Darmspülung sollte der Konus mit Seife und Wasser gereinigt und das Set zum Trocknen aufgehängt werden. Es sollten keine Mittel zum Desinfizieren und Entkalken benutzt werden. In warmen Ländern sollte nur Wasser, das acht Minuten abgekocht worden ist oder Mineralwasser ohne Kohlensäure verwendet werden.

Fedor Singer